Demenz-Drama mit dem Titel „The Father“ auf DVD : Rezension zum Debütfilm von Regisseur Florian Zeller
- veröffentlicht von Monika Reh
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Wertvolle Bücher und teure Möbel, Anthony (Sir Anthony Hopkins) fühlt sich in seiner komfortabel ausgestatteten Londoner Wohnung richtig wohl. Er befürchtet manchmal, dass seine Tochter Anne (Olivia Colman) wegen der teuren Wohnung zu ihm gezogen ist und nicht wegen seiner Pflege. Mit 80 Jahren weigert sich der Demenz-Kranke, neben der häuslichen Hilfe seiner Tochter zusätzlich eine externe häusliche Pflege anzunehmen. Mit ihrem sturen Vater muss die Tochter Geduld haben, Momente der Krankheit Demenz machen den alten Mann zum Spielball der Gefühle und sein Leben wird zum anderen im Labyrinth. Wo ist der Ausgang, fragt sich Anthony besorgt? Sein Umfeld trägt mit dazu bei, dass Verwirrungen regelmäßig die Abläufe des Tages bestimmen. Eine wildfremde Frau (Olivia Williams) befindet sich plötzlich in seiner Wohnung, sie behauptet seine Tochter zu sein, obwohl der überraschte Hauptdarsteller sie nicht eingeladen hat.
Unterstützung durch eine externe Pflegekraft als Tabuthema?
In Sorge um ihren Vater Anthony (Anthony Hopkins) übernimmt die Tochter die häusliche Pflege. Die Wahrnehmung von Anthony driftet von Zeit zu Zeit ab, der Lebens-erfahrene Mann lehnt trotz seines beachtlichen Alters jede externe Pflegekraft aus persönlichem Stolz ab. Seine Tochter durch den Einsatz zusätzlichen Personals zu entlasten, kommt dem zeitweise egoistischen Anthony nicht in den Sinn. Ein Fremder sitzt unverhofft in seinem Wohnzimmer, Gäste ohne Einladung geben sich die Türklinke in die Hand. Zehn Jahre ist der ungebetene Gast angeblich mit Anne verheiratet, der fremde Besucher fragt den an Demenz erkrankten Vater aggressiv, wie lange er seine Tochter durch die Dauerpflege an den Abgrund der Belastungsgrenze führen will."The Father" spiegelt unterschiedliche Sichtweisen der Demenz-Erkrankung wider, die für den Betroffenen extrem belastend ist, aber auch für die Tochter. Sein Apartment in London will Anthony nicht verlassen, obwohl er dort allein nicht mehr zurechtkommt. Trugschlüsse sind Teil der abwechslungsreichen und dramatischen Szenen, der Held zieht sich immer mehr zurück. Anthony weiß nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Das liegt allerdings nicht allein an ihm, das seltsame Umfeld mit den rasch wechselnden ungebetenen Gästen verwirrt ihn zusätzlich. Der Grundriss der noblen Wohnung ist der Rahmen, in dem sich die Handlung des dramatischen Films überwiegend abspielt. Plötzlich steht das Thema Paris auf der Tagesordnung, seine Tochter will weg, nach Frankreich umziehen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ist der Vater jetzt bereit, als Ersatz für die reisefertige Tochter die neue Pflegekraft als neue häusliche Pflegerin endlich anzunehmen und dem kommenden Lebensglück der eigenen Tochter keine Grenzen mehr zu setzen?
Fazit
Ein wirklicher „Wohlfühlfilm“ ist „The fahther“ als Demenz-Drama mit dem Bild der Zerbrechlichkeit des Vaters nicht. Die Freigabe ab 6 Jahren ist meiner Meinung nach zu früh; für Lebens-bejahende Grundschulkinder ist das Thema dieser unheilbaren Krankheit bedrückend. Die Lebenserwartung der Menschen steigt und mit dem höheren Lebensalter auch das Risiko der Demenz. Mit seinem Werk möchte der französische Schriftsteller und Regisseurs Florian Zelle das Publikum an der Erfahrung eines Demenz-Kranken auf mehr als einer Ebene intensiv teilhaben lassen. Im Filmdrama "The Father“ wird deutlich, wie stark die Vater-Tochter-Beziehung durch diese Demenz belastet wird. Die Tochter möchte dem Vater gerne helfen, aber die eigenen Lebensziele nicht komplett aus den Augen verlieren. Der Debütfilm basiert auf dem preisgekrönten Theaterstück mit dem gleichen Namen. Wird in der einen Szene behauptet, alles ist einleuchtend, stellt sich in der nächsten Szene das Ganze als gravierender Irrtum heraus. Um die einzelnen Szenen einordnen zu können, ist Zeit notwendig. Gespielte Szenen im Film können Realität sein, im nächsten Augenblick sind sie es nicht. Mehr. Der Held des Films ist Anthony Hopkins, bei dem sich „der Boden der Realität Szene für Szene minimiert wird“, Anthony leidet und mit ihm die Tochter. Viele Familien sind von diesem schwierigen Thema betroffen, der Film zeigt durch die brillanten Darsteller*innen und die außergewöhnliche Regie, wie schwer es einem Demenz-Kranken fällt, externe häusliche Pflege anzunehmen. Die eigene Tochter zu entlasten ist das lohnende Ziel, aber als Überraschungs-Gewinner des Oscar 2021 für den besten Schauspieler zeigt Anthony Hopkins, wie facettenreich er mehreren Ebenen der Demenz-Erkrankung darstellt. Mit schauspielerischem Mehrwert, emotional flexibel, zögert der Kranke den Einsatz der externen Pflege lange hinaus, um die Tochter durch den Pflegeeinsatz ganz eng an sich zu binden, sodass sie eigene Freiräume verliert.
Produktdetails
Medium: DVD
Titel „The Father“
Hersteller: TOBIS FILM GmbH
Genre: Demenz-Drama
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG
Regisseur: Florian Zeller
Drehbuch; Florian Zeller und Christopher Hampton
Darsteller : Anthony Hopkins, Olivia Colman, Rufus Sewell; Imogen Poots,; Mark Gatiss
Produktion Philippe Carcassonne , Jean-Louis Livi , David Parfitt
Kamera Ben Smithard
Szenenbild Peter Francis
Kostüme Anna Robbins
Erscheinungstermin: 3. Dezember 2021
Produktionsorte: Frankreich, Großbritannien
Sprachen: Deutsch, Englisch mit Untertitel: Deutsch, Englisch
EAN: 4061229160407
Artikelnr.: 61773271
Exemplar für die Rezension
Preis Deutschland: AB 13,99 € als DVD
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